Schulalltag

Bei unseren kurzen Projektbesuchen erhalten wir immer nur einen kleinen Einblick in den Schulalltag. Deshalb sind wir sehr froh, dass uns zwei Volontärinnen über ihre Zeit in Chaling und Kharipati berichten.

Im Februar 2014 haben wir in Kharipati Sabrina und Eva getroffen, die drei Monate lang an der Shree Krishna Higher Secondary School verbracht haben. Sabrina hat uns freundlicherweise ihren Erfahrungsbericht zur Verfügung gestellt.

Bereits im Jahr 2008 war Verena Forstneritsch Volontärin an der Shree Radhakrishna Lower Secondary School. Auch wenn einiges in ihrem Bericht nicht mehr ganz aktuell ist, vermittelt er einen sehr guten Eindruck des Unterrichtsalltags:

"Der Schultag beginnt jeden Morgen damit, dass sich alle Kinder klassenweise im Schulhof aufstellen und gemeinsam die nepalesische Nationalhymne singen. Danach gehen alle Schüler in ihre jeweilige Klasse und nützen noch die letzten Minuten für ausgelassenes Herumtoben bis die Lehrperson erscheint und nun Ruhe und Disziplin erwartet wird.

Die Schule führt 8 Klassen und eine Kindergarten-Gruppe, insgesamt besuchen derzeit 135 Kinder diese Schule, wobei die Klassenschüleranzahl nie 20 übersteigt. Es gibt 9 Lehrkräfte (5 Lehrerinnen, 4 Lehrer), und zusätzlich jetzt noch Mohan, der von der Saraswoti Kinderhilfe angestellt wurde. Er unterrichtet Englisch und Mathematik und ist sehr engagiert und beliebt bei den Kindern.

Und es gibt noch die „Schulmama“, sie hat vergleichsweise die Aufgaben eines Hausmeisters, kocht auch in der Mittagspause Tee für die Lehrkräfte, kümmert sich um die Kleinsten und läutet die Stunden, bzw. Pausen ein.

Die Schulwoche beginnt in Nepal schon am Sonntag und dauert bis Freitag, also es gibt nur einen freien Tag. Die Schule beginnt um 10:10 und endet um 16:00 Uhr, außer am Freitag, da ist bereits um 13:30 Unterrichtsschluss. Eine Unterrichtsstunde dauert 40 Minuten und die Mittagspause ist 30 Minuten lang (von 13:30 bis 14:00).


Zwischen den einzelnen Stunden gibt es nicht wirklich eine Pause, allerdings entsteht durch den Lehrerwechsel eine Lücke, die von den Kindern natürlich voll ausgenützt wird.

In der ersten Stunde überprüft die jeweilige Lehrkraft die Anwesenheit der Schüler, leider nicht so wie von mir angenommen mit den Namen, sondern mit einer Nummer. Die Kinder stehen auf, wenn die Lehrkraft den Raum betritt. Wenn ihre Nummer genannt wird, melden sie sich und dürfen sich danach setzen. Die Nummern erhalten sie durch ihre erbrachten Leistungen im Examen. Es findet 3-mal im Jahr ein Examen statt. Über einige Tage hinweg wird in jedem Fach ein Test geschrieben. Aus diesen einzelnen Noten ergibt sich dann eine Gesamtnote, welche in der jeweiligen Klasse die Reihung angibt. Für mich war das ganz schlimm mit anzusehen, wie jeden Tag aufs Neue der/die gleiche zum Schluss aufgerufen wird und so vor der ganzen Klasse als der/die „Schlechteste“ geoutet wird. Auf meine Bedenken hin wurde mir erklärt, dass für die Kinder dies eine Motivation sei, um sich zu bessern. Allerdings wird das nicht nur in dieser Schule so gehandhabt, sondern ist im nepalesischen Schulsystem, auch in den privaten Schulen, so üblich.

Danach beginnt der Unterricht im jeweiligem Fach, der leider auch öfters durch äußere Einflüsse eingeschränkt wird. Die letzten zwei Monate war ja gerade Monsun, da war es manchmal wirklich sehr heiß und manchmal hat es so stark geregnet, dass man nichts mehr verstehen konnte, weil der Regen so laut auf das Dach prasselte. Grundsätzlich läuft der Unterricht sehr einfach ab, den Lehrkräften steht eigentlich zur Veranschaulichung ihres Lehrstoffes nur Tafel und Kreide zur Verfügung. Da durch die Saraswoti Kinderhilfe e.V. der Schule nun gerade der Stromanschluss ermöglicht wird, können die Lehrkräfte in Zukunft mit einem neuem Medium,

einem CD-Player arbeiten. Dies ist vor allem für den Englischunterricht sehr hilfreich, da die auditiven Lernhilfen zu den Büchern genutzt werden können und so die Schüler die Möglichkeit haben, eine richtige Aussprache zu hören und zu üben. Des Weiteren kann man den Schülern so auch unterschiedliche musikalische Richtungen vorstellen oder Reime, Lieder und Tänze lehren und ein wenig Abwechslung in den Schulalltag bringen. Allgemein ist der Unterricht leider sehr theoretisch ausgerichtet, die Kinder müssen viel auswendig lernen und tun sich dann sehr schwer bei der praktischen Anwendung. So weit ich das beurteilen kann, herrscht eine relativ gute Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Kindern, allerdings trifft man schon noch auf pädagogisch wenig wertvolle Bestrafungsmaßnahmen und es wird wenig Rücksicht auf die besonderen Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes genommen.

Nach 5 Stunden Unterricht ist eine halbe Stunde Pause. Nun finden sich fast alle Kinder im Schulhof ein und spielen gemeinsam ein Fangspiel. Es spielen Klein und Groß zusammen, für die Kleinsten ist es ein wenig zu wild, die sehen lieber aus der Entfernung zu und die Größten versuchen natürlich, den Ton anzugeben. Die „Schulmama“ kocht einstweilen für das Lehrpersonal Tee und dazu gibt’s abwechselnd Kekse oder Reisflocken. Allerdings kann es auch passieren, dass das Gas zum Kochen ausgeht und auf neues länger gewartet werden muss und so Wasser getrunken wird. Die meisten Kinder haben den ganzen Schultag nichts zu Essen. Nur selten konnte ich bei einzelnen Kindern sehen, dass sie eine Kleinigkeit zu Essen mithatten. Es gibt eine kleine Wasserstelle im Schulhof, die vor allem bei heißem Wetter und in der Mittagspause stark benutzt wird.

Um 14:00 Uhr beginnt dann wieder der Unterricht und die Kinder müssen sich noch mal für 3 weitere Stunden konzentrieren. Manchmal wird das den Kindern noch erschwert, wenn nämlich eine andere Klasse „Turnunterricht“ hat. Der sieht so aus, dass die Kinder im Schulhof mit einem sehr mitgenommenen Ball spielen, unter Anweisung und Aufsicht der Lehrperson. Da sich die Klassen rund um den Schulhof befinden und die Fenster nur Gitterstäbe haben bzw. wenn man sie ganz schließt ist es zu dunkel drinnen, sind die anderen Kinder natürlich sehr abgelenkt. Es gibt aber sonst keine andere ebene Fläche zum Spielen. Rund um die Schule geht es entweder steil bergab oder bergauf. Seit meinem Besuch kann der Turnunterricht ein wenig abwechslungsreicher gestaltet werden, die Kinder haben nun auch einige Badminton-Sets, einen neuen Fußball und ein Springseil.

Die Kleinsten haben nicht so lange Unterricht, oft bleiben sie aber bis zum Schluss und warten auf ihre größeren Geschwister um dann gemeinsam nach Hause gehen zu können. Um 16:00 Uhr schlägt die „Schulmama“ dann zum letzten Mal auf die Schulglocke und alle Kinder stürmen, noch immer voller Energie, aus ihrer Klasse und machen sich auf den mehr oder weniger langen Heimweg (mein Schulweg, mit einer guten Stunde, war aber der längste)."