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Erste Informationen aus Chaling und Kharipati

Zuletzt aktualisiert: Freitag, 01. Mai 2015 18:24
Veröffentlicht: Freitag, 01. Mai 2015 17:14
Geschrieben von Annette Berger

Die gute Nachricht wollen wir an den Beginn stellen: Alle Patenkinder, deren Geschwister und Eltern haben das Beben am Samstag und seine zahlreichen Nachbeben der letzten Tage überlebt. (Auch heute gab es wieder leichte Erschütterungen).
Leider erreichten uns aber auch traurige Informationen. Einen Tag nach der Katastrophe ist der Großvater unseres Patenkindes Abishek verstorben. Der Junge lebt, zusammen mit seinem jüngeren Bruder, bei den Großeltern in Chaling. Ob die Großmutter zukünftig die Versorgung der Kinder allein bewerkstelligen kann, werden unsere Partner vor Ort klären. Weitere zwei Tage später verstarb auch der Großvater von Anisha und Asmita. Die Familie lebt im Einzugsgebiet von Nagarkot.

Die Nachrichten von den Projektfamilien haben wir von Radheshyam Khanal und Mohan Khanal erhalten, die sich bereits am Dienstag zu Fuß auf den Weg von ihrem Heimatdorf Changu nach Chaling und Kharipati, sowie in die Gegend um Nagarkot gemacht haben, um unsere Patenkinder und ihre Familien zu besuchen. Neben den Nachrichten, die sie vor Ort gesammelt haben, erhielten wir auch erste Fotos, die das Ausmaß der Katastrophe zeigen.

Alle unsere Patenfamilien eint derzeit, dass ihre Häuser beschädigt oder gar völlig zerstört sind. Viele haben zudem ihre Nutztiere verloren. Aus Angst vor weiteren Beben oder einstürzenden Wänden und Dächern leben die Menschen in provisorischen Zelten. Und nun hat der Monsun dieses Jahr besonders früh eingesetzt. Tagelang hat es geregnet, alles ist nass und es besteht kaum eine Chance Kleidung, Decken und andere Gegenstände zu trocknen.

Zu all dem Unglück kommt jetzt hinzu, dass die Lebensmittel knapp werden. Was von der letzten Ernte übrig war, ist größtenteils verschüttet. Die Geschäfte, die nicht eingestürzt sind, haben geöffnet, aber die Preise steigen stetig.

Derzeit leben einige Familien in den Klassenräumen unserer Projektschule in Chaling, dort fühlen sie sich sicher und es ist trocken. Mohan Khanal ist überzeugt, dass es noch mindestens einen Monat dauern wird, bis hier wieder Unterricht stattfinden wird. Sein größter Wunsch ist es aber, bald ein Stück weit zur Normalität zurückkehren zu können.

Andere Familien sind auf dem Gelände einer Geflügelfarm untergekommen. Ein Stall ist natürlich kein guter Wohnort, aber zumindest bietet das Dach Schutz vor dem Regen.

Morgen plant Mohan Khanal erneut in die Projektdörfer zu gehen, um sich zu erkundigen, wie wir den Menschen in Chaling und Kharipati am besten helfen können. Anschließend wird er seine Eindrücke mit Balkrishna Bajagie und Radheshyam Khanal besprechen und gemeinsam werden sie die Umsetzung von Hilfsmaßnahmen eruieren. Wir werden Sie weiterhin auf dem Laufenden halten.

Abschließend möchten wir Sie an einer Nachricht teilhaben lassen, die uns vor zwei Tagen von Sanjiv, einem unserer ehemaligen Patenkinder aus Chaling, erreicht hat:

„... uns geht es gut hier, aber wir haben die schrecklichsten fünf Tage unseres Lebens erlebt... vielen Dank für Deine Gebete.

Es kam wie ein böser Traum, hat alles genommen, ist wieder gegangen und hat alle Menschen weinend, hoffnungslos und in einer schrecklichen Verfassung zurück gelassen. Ich werde bald mehr darüber schreiben, aber jetzt weiß ich noch nicht, was es von mir genommen hat und was es für mich gelassen hat. Dein Sanjiv“

In diesem Sinne, vielen Dank für Ihre Unterstützung und Ihr Vertrauen.