Aktuelles

Wie alles begann...

Zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 12. Juli 2007 22:00
Veröffentlicht: Donnerstag, 12. Juli 2007 22:00
Geschrieben von Annette Berger

Am 17.09.06 lande ich bereits zum zweiten Mal in Kathmandu, der Hauptstadt Nepals. Nach einem ruhigen Flug und einer grandiosen Aussicht auf die Achttausender des Himalaya, kommt mir die Hitze und der Lärm in den Straßen fast unwirklich vor.

Bereits am nächsten Morgen wartet Anoj auf mich zu einer ersten kurzen Projektbesprechung. Bei einer Tasse Nepali-Tee klären wir, welche Ziele unsere Arbeit haben wird und wie wir sie umsetzen werden. So erfahre ich von der Shree Radhakrishna Lower Secondary School in Chaling bei Changu Narayan.

Im Laufe der nächsten Tage denke ich immer wieder an die Anfänge zurück, als uns die Idee kam, Kindern in Nepal eine gute Schulausbildung zu ermöglichen. Bereits 2003, als ich als freiwillige Helferin in einem Kinderheim in Kathmandu arbeitete, sah ich unendlich viel Armut. Kinder leben in den Strassen der Stadt, sie sind schmutzig und haben Hunger. Kinderarbeit und Kinderprostitution sind alltäglich.

Kinder brauchen eine Ausbildung. In Deutschland ist das selbstverständlich, in Nepal ein Privileg. Daher machen wir uns jetzt an die Arbeit.

Balkrishna und Pradibna, die Freunde von Anoj, lerne ich nun auch kennen. Beide sind mir auf Anhieb sympathisch. Balkrishna hatte als Kind einen Paten in Holland, der es ihm ermöglicht hat, eine Schule zu besuchen. Ebenso Pradibna. Sein Pate lebt in Deutschland und hat ihn während der Ausbildung finanziell begleitet. Ohne diese Paten hätten Balkrishna und Pradibna heute keine eigenen kleinen Geschäfte, durch die ihre Familie ernährt werden können. Beide sind für die Hilfe, die sie in ihrer Kindheit bekommen haben, sehr dankbar. Sie möchten nun Kindern in ihrer Region, die keine Chance auf eine Schulbildung haben, ebenfalls helfen. Eifrig machen sie sich ans Werk.

Im Laufe der vier Wochen, die ich in Nepal verbringe, treffen wir uns häufig. Fragen werden geklärt, Probleme diskutiert und Lösungen gefunden.

Der Tag, den ich in Changu Narayan verbringe, ist verregnet. Kaum kommt die Sonne für einen Moment zum Vorschein, zeigt Anoj mir den Tempel. Dieser Tempel ist einer der ältesten Tempel im Kathmandu-Tal.

Da während meines ganzen Aufenthaltes in Nepal Ferien sind, sehe ich die Schule leider nur von außen. Später sollte ich dann Bilder bekommen, die meinen ersten Eindruck voll bestätigen. Hier muss geholfen werden!

Als Anoj und ich einen Tag in Buddhanilkantha verbringen und den Tempel besuchen, sehen wir eine Statue der Göttin Saraswoti. Hier erfahre ich, dass Saraswoti die Göttin der Bildung ist. Gleich am Abend setze ich mich im Guesthouse an den PC und schreibe Bettina eine eMail. Meine Frage an sie lautet, ob ihr der Name Saraswoti Kinderhilfe gefällt. Bettina ist von der Idee begeistert und so haben wir schnell einen passenden Namen für unser Projekt gefunden.

Zurück aus Nepal treffen Bettina und ich uns sofort, wir wollen mit der Arbeit in Deutschland beginnen. All meine Eindrücke und Informationen werden besprochen. Schnell stellt sich heraus, dass wir mit diesem Projekt nicht nur einzelnen Kindern helfen können, sondern allen Kindern in dieser Schule.

Im Laufe der nächsten Wochen sagen uns auch Petra, Thomas, Hildegard, Ulrike, Birgit S., Birgit K., Stanislav und Rita ihre Unterstützung zu. Alle sind von der Idee und der Art wie wir sie umsetzen werden begeistert.

Auch kristallisiert sich schnell heraus, wer welche Stärken besitzt und wie er/sie diese einbringen wird. Petra und Thomas und Birgit K. kennen sich am Computer bestens aus und werden sich um die Homepage und das Layout für Flyer und Newsletter kümmern. Birgit K. ist Verwaltungsspezialistin und in der Patenbetreuung erfahren. Sie wird diesen Bereich übernehmen und von Birgit S. unterstützt. Birgit S. war 2007 bereits in Nepal und kennt Land & Leute hervorragend. So wird sie sich als Gärtnerin auch um den künftigen Schulgarten kümmern. Hildegard, die Dolmetscherin, ist als Übersetzerin dabei. Ihre Namensvetterin Hilde aus Iphofen wird Informationen zusammentragen und Patenpost verschicken. Ihr Sohn Stanislav wird sie hierbei unterstützen und das Kassenbuch führen. Luisa, eine gute Freundin, hat uns eine wunderschöne Landkarte von Nepal gemalt. Weitere Aufgabenfelder kristallisieren sich für das Team heraus. Bettina hat sich sehr stark um die Umsetzung der Ideen gekümmert, vor allem auch um die Texte für Homepage und Flyer. Zudem wird sie künftig die Arbeit in Deutschland koordinieren. Meine Aufgabe wird es sein, den Kontakt nach Nepal zu pflegen und mit Anoj, Balkrishna, Pradibna und all ihren Helfern die Projekte zu verwirklichen.

Nachdem nun alle Ihre vorläufigen Aufgabenbereiche gefunden haben, machen sich Petra und Bettina an die Arbeit. Das Logo und der Flyer sollen erstellt werden. Petra zaubert ein tolles Logo aus dem mitgebrachten Saraswoti Bild. Auch schreibt sie selbst das Wort Saraswoti in Nepali am PC, nachdem sie es handschriftlich von Balkrishna bekommen hat. Bettina schreibt die Texte für den Flyer, gemeinsam kümmern sie sich um das Layout.

Thomas erarbeitet die Homepage, es ist seine erste und er macht das wirklich super.

Bereits im Dezember geht der ersten Spendenbetrag in Höhe von € 100,- ein. Auch gibt es einige Interessenten für Patenschaften. Dieser Erfolg gibt uns Recht und wir machen unermüdlich weiter.

Leider dauert die Registrierung der NGO (Non Government Organisation) in Nepal länger als erwartet. Krishna hatte eigentlich gehofft, dass die Behörden bereits bis Ende Dezember die Registrierung abschließen würden. Nun gibt es die NGO, die Children Welfare Group, offiziell ab März 2007. Die NGO besteht aus neun Mitgliedern, unter ihnen Anoj, Balkrishna und Pradibna. Auch ein Lehrer ist dabei, ein Anwalt, ein ehemaliger Mitarbeiter einer Behörde und weitere engagierte Personen. Alle wollen und werden zum Gelingen des Projektes beitragen. Jetzt kann in Nepal die Arbeit beginnen, was ohne NGO-Registrierung nicht erlaubt wäre.
 
Balkrishna ist nun täglich unterwegs. Er kümmert sich um die gesamte Organisation und erklärt den bedürftigsten Familien, was eine Patenschaft für sie und die Kinder bedeutet. Nach der Erfassung der für eine Patenschaft vorgeschlagenen Kinder muss die Bedürftigkeit vom Dorfkomitee bestätigt werden. Auch in der Schule gibt es viele Dinge zu klären und zu regeln, z.B. welches die dringensten Bedarfe sind. Ein Postfach muss in Kathmandu beantragt werden, ebenso ein Bankkonto, die Kommunikation sichergestellt werden.

Unsere weitere Planung ist nun, im Juli 2007 einen gemeinnützigen Verein zu gründen. Ab August 2007 möchten wir dann mit der Vermittlung von Patenschaften für die bedürftigen Kinder beginnen.